Das Velo wird 200 Jahre alt
Am 12. Juni 1817 legte Karl Drais auf einem hölzernen Laufrad 14 Kilometer zurück. Dieses Ereignis gilt als die Geburtsstunde des Velos. In der Schweiz soll das Velo 200 Jahre nach seiner Erfindung mit Hilfe der Velo-Initiative wieder boomen.
Etwas mehr als eine Stunde brauchte der Erfinder Karl Drais für Hin- und Rückweg von Mannheim bis zur Poststation Schwetzingen auf seinem Laufrad. Er erreichte damit eine Geschwindigkeit von 14 Stundenkilometern, ein beachtliches Tempo.
Damit begann der Siegeszug des Velos um die Welt. Das Fahrrad ist heute das häufigste Verkehrsmittel weltweit. Etwa 130 Millionen von ihnen werden jährlich produziert – doppelt so viele wie Autos. In der Schweiz wurden letztes Jahr über 320'000 Velos verkauft. 65 Prozent der Haushalte besitzen ein Fahrrad.
Vom Luxusobjekt zum Massengefährt
Das Velo hat eine bewegte Geschichte mit Höhen und Tiefen hinter sich: Im 19. Jahrhundert war es vor allem bei der Oberschicht beliebt. Nur Begüterte konnten sich die teuren Hochräder leisten, die Ende des vorletzten Jahrhunderts populär waren.
Als die industrielle Fertigung des Fahrrads Anfang des 20. Jahrhunderts begann, eroberte es die Strassen. Es wurde zum idealen Fortbewegungsmittel der Fabrikarbeiter: schnell, günstig, wartungsarm und unverwüstlich. Auch trug es viel zur Emanzipation der Frauen bei, die sich auf dem Velo ein Stück Freiheit nahmen.
Das Strassenbild war in Schweizer Städten noch bis nach dem 2. Weltkrieg geprägt von Velofahrenden. Danach verdrängte die zunehmende Motorisierung das Velo von der Strasse. Der Strassenbau wurde voll und ganz aufs Auto ausgerichtet.
Die Rückkehr des Velos
Das Umdenken begann in den 70er Jahren mit der Erdölkrise: Die Vorzüge des Velos wurden wiederentdeckt. In dieser Zeit wurden auch die ersten Interessensverbände für das Velo in der Schweiz, aus der später Pro Velo hervorging, gegründet.
Heute ist das Velo in aller Munde. Schnell, emissionsfrei, günstig und platzsparend hat es eigentlich nur Vorteile. Auch als Fitness- und Sportgerät entspricht es dem Zeitgeist. Einen weiteren Schub erfährt dieses Fahrzeug durch den E-Bike-Boom. Auch die Topographie der Schweiz ist nun kein Hindernis mehr für einen erneuten Siegeszug des Fahrrads.
Mit der Velo-Initiative in die Zukunft
In der Schweiz steckt die Veloförderung jedoch noch in den Kinderschuhen. Dies im Vergleich zu anderen europäischen Städten, wo seit Jahren konsequent Fahrradförderung betrieben wird: So sind beispielsweise in Kopenhagen heute mehr Velos unterwegs als Autos.
Davon ist die Schweiz weit entfernt. Das Potenzial des Velos ist nach wie vor nicht ausgeschöpft. Fast die Hälfte der mit dem Auto zurückgelegten Wege sind nicht länger als fünf Kilometer.
200 Jahre nach der ersten Velofahrt will Pro Velo zusammen mit weiteren Organisationen dem Fahrrad neuen Schub verleihen. Die Velo-Initiative wurde letztes Jahr eingereicht und der Bundesrat wird voraussichtlich noch dieses Jahr einen Gegenentwurf verabschieden. Das Velo hat nicht nur eine bewegte Vergangenheit hinter sich, sondern auch eine grosse Zukunft vor sich.
Links:
• Mehr zu 200 Jahre Velo
• Die Geschichte des Langsamverkehrs im 19. und 20. Jahrhundert (2014, Astra)
• Ausstellung Bike Design City im Gewerbemuseum Winterthur, zu sehen noch bis zum 30. Juli 2017.
• Das Velojournal widmet dieses Jahr in jeder Ausgabe einen Artikel dem Thema 200 Jahre Velo. Zum Velojournal
• Zahlen rund ums Velo
Auskunft:
Nationalrat Matthias Aebischer, Präsident Pro Velo Schweiz, Tel. 079 607 17 30
Christoph Merkli, Geschäftsführer Pro Velo Schweiz, Tel. 031 318 54 16
https://www.pro-velo.ch/de/medien/medienmitteilungen/archiv/medienmitteilung/das-velo-wird-200-jahre-alt